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Was tun bei knapper Heuernte und minderwertiger Qualität?

Für die Ernte von Heu war nach 2018 auch 2019 gebietsweise kein gutes Jahr. Wie können Pferdebesitzer und Stallbetreiber ausgleichen? Und worauf solltet Ihr bei der Fütterung von Alternativen wie Silage/Heulage, Cobs, Häcksel oder Stroh achten? Wir geben einen Überblick.


  • Fakten Ernte 2019
  • Raufuttermengen – Empfehlung vs. Praxis
  • Alternativen zu Heu – das ist zu beachten
  • Woran erkennt man gute Qualität von Heulage bzw. Silage?
  • Preise 2019 für Heu und Stroh
Heuernte

Die Lage ist teilweise ernst. Das zweite Dürrejahr in Folge bringt nicht nur landwirtschaftliche Betriebe sondern auch Pferdehalter in manchen Gebieten Deutschlands an ihre wirtschaftlichen Grenzen. Während die Pferde im Süden Ende September noch auf satten, grünen Weiden standen, mussten nicht wenige Pferdehalter in Teilen Ost- und Norddeutschlands schon Mitte August aufstallen. Auch das bayerische Oberfranken war wieder betroffen.

Fakten Ernte 2019

Da der Regen dieses Jahr noch früher ausblieb als 2018, war es mancherorts sogar noch trockener als im Vorjahr. Genau wie 2018 gaben auch 2019 wieder einige Bundesländer ökologische Vorrangflächen (z. B. Flächen mit Zwischenfruchtanbau oder Gründecke) zur Nutzung frei.

Rekordpreise wie im Dürrejahr 2018 müssen dieses Jahr für Heu und Stroh nicht bezahlt werden, aber dennoch mehr als üblich. Informationen zu den aktuellen Preisen findet Ihr unten.

Raufuttermengen – Empfehlung vs. Praxis

Zwischen den zunehmend schwierigen Wetterbedingungen für die Pferdeheubergung klafft eine tiefe Kluft zu den gängigen Fütterungsempfehlungen (GfE 2014): mindestens der energetische Erhaltungsbedarf der Pferde(z. B. 63 MJ ME bei einem 600-kg-Pferd) sollen über Heu und andere Grobfuttermittel gedeckt werden. Bei überständigem Pferdeheu mit etwa 6 MJ ME pro kg hieße das etwa 10 bis 11 kg Heu/Tag für ein 600-kg-Pferd. Anders ausgedrückt: etwa 1,7 kg Heu/100 kg Lebendgewicht. Das absolute Minimum für Grobfuttermittel in der täglichen Ration liegt laut GfE 2014 bei 1,0 kg/100 kg LG und gilt als unbedingt erforderlich zur Aufrechterhaltung der Magen-Darm-Gesundheit der Pferde. Die artgerechte Pferdehaltung benötigt aber deutlich höhere Raufuttermengen.

Die Alternativen zu Heu sind in der Pferdefütterung gering. Neben gutem Futterstroh können z. B. Heulage, Silage oder Heuersatzprodukte der Futtermittelhersteller in die Ration eingebaut werden.

Alternativen zu Heu – das ist zu beachten

1. Stroh

sollte wegen der Verstopfungsgefahr nicht mehr als täglich 1 kg/100 kg Körpergewicht gegeben werden. Den Rest müsst Ihr über Heu oder andere Heu-Ersatzprodukte abdecken. Das wären beim 600-kg-Pferd etwa 4 kg.
Zudem solltet Ihr bei erhöhter Strohfütterung auf eine hohe Wasseraufnahme und möglichst viel Bewegung achten. Oftmals trinken Pferde aus der Zungentränke nur das Minimum. Hier könntet Ihr zusätzlich aus dem Eimer lauwarmes, sauberes Wasser tränken. Auch mehrere Mash-Mahlzeiten pro Woche würden Euren Pferden helfen die Verdauung in Schwung zu halten. Und noch etwas Wichtiges: Nur gutes Stroh (goldgelb, nicht staubig, keine schwarzen Halme, kein muffiger, schimmliger Geruch) ist geeignet als Futterstroh!

Eine Alternative zu Stroh ist das marstall ProCaval-Struktur. Die Strohfaser ist durch Extrusion (Wärme, Feuchtigkeit und Druck) aufgeschlossen und daher leichter verdaulich. Die leckeren Chips können trocken oder eingeweicht gefüttert werden.

2. Luzerne

gehört genau wie Klee zu den Leguminosen. Diese Pflanzen können mithilfe der Knöllchenbakterien ihrer Wurzeln den Luftstickstoff binden. Sie sind daher unabhängig von der Stickstoffdüngung und von Haus aus proteinreicher als Gräser.

Luzerne wird in der Regel als Heu, Grünmehlpellets, Cobs oder sehr häufig als Häcksel gefüttert.

Was ist bei Luzerne zu beachten:

-          Luzerneheu darf nur schonend bereitet werden, damit der wertvolle, feine Blattanteil nicht zerschlagen wird. Die Einsatzmengen sind wegen des hohen Protein- und Calciumgehalts begrenzt. Es eignet sich (genau wie der zweite Heuschnitt) eher für laktierende Stuten und Fohlen. Bei Heuknappheit ist Luzerneheu eine ideale Ergänzung zu Stroh.

-          Luzerne-Häckselsind in der Regel grobstängelig und hart. Sie enthalten wenig mineralien- und proteinreichen Blattanteile. Auch wenn ihr Einsatz als kaufördernde Handvoll Struktur unter das Kraftfutter sehr sinnvoll ist, gibt es dennoch Grund zur Vorsicht. Neuere Studien belegen die Gefahr von Schleimhautläsionen in der Magenschleimhaut (Vondran et al, 2017) durch die Fütterung von Luzernehäckseln. Daher sollte man Heu-Häcksel oder Timothee-Gras-Häcksel bevorzugen. Timothee setzen wir beispielsweise im marstall Müsli ‚Naturell‘ ein.

Marstall Basis besteht aus weicherer Luzernefaser und enthält auch mehr Blattanteil. Da es zudem geölt ist, kann es zur Protein- und Energieergänzung beigefüttert werden.

3. Heulage/Silage

sind oft besser als ihr Ruf und im Bedarfsfall eine mögliche Alternative. Aber nur gute Qualitäten dürfen verfüttert werden und nicht jedes Pferd verträgt vergorene Raufuttermittel. Denn beim Vergären proteinhaltiger Futtermittel entsteht immer Histamin.

Silage ist in der Regel rohfaserärmer und proteinreicher als Heulage (Gärheu) und daher an Pferde eher nur im Ausnahmefall zu füttern.

Futterkonserve

Wassergehalt

Trockensubstanz (TS)

Heu

ca. 15 %

ca. 85 %

Silage

60-65 %

35-40 %

Heulage (Gärheu)

25-45 %

55-75 %

Heu kann man durch Heulage/Silage nicht 1:1 ersetzen. Je höher der Wassergehalt ist, desto mehr muss von diesem Futtermittel eingesetzt werden. Sollte theoretisch die Heuration eines 600-kg-Pferdes komplett durch Heulage ersetzt werden, müsstet Ihr statt der 10 bis 11 kg Heu etwa 12,5 kg Heulage füttern. Von der Silage müsstet ihr etwa 16,5 kg als Äquivalent füttern.

Woran erkennt man gute Qualität von Heulage bzw. Silage?

  • Optisch: Es dürfen keine weißen, keine schwarzen Schimmel- oder beige Hefe-Flecken vorhanden sein. Diese entstehen z. B. wenn der Ballen nicht 100 % luftdicht verschlossen war, sondern (kleine) Löcher in der Folie aufweist.
  • Geruchlich: Heulage bzw. Silage sollte frisch und angenehm riechen. Riecht der Ballen nach Essig oder Alkohol, war die Absenkung des pH-Werts verzögert und es kam folglich zu mikrobieller Fehlbesiedelung. Die Qualität ist stark gemindert. Stinkt der Ballen nach Buttersäure, faulig oder sogar nach Aas, wäre die Fütterung gefährlich. Der Ballen muss entsorgt werden!
  • An der Pressung: Gute Heulage wird sehr fest gepresst, wodurch auch bei grobstängeligem Gras möglichst wenig Lufträume bestehen bleiben. Am besten werden die Ballen doppelt und mit dickerer Folie umwickelt.
  • Es wurden möglichst Silierhilfen wie Propionat bei der Herstellung verwendet.

Wichtig ist zudem: Ein Ballen Heulage sollte innerhalb weniger Tage verbraucht sein, damit keine Nachgärung oder Schimmelbildung einsetzt!

Silage Ballen

4. Heuersatz-Produkte

Das Angebot der Hersteller bei Heu-Ersatzprodukten ist üppig. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Es gibt Cobs oder Chips zum Einweichen aus Wiesenheu, Luzerne oder Timothee-Gras, gehäckseltes, loses Heu oder Luzernestängel-Häcksel zur trockenen Fütterung, geölte Häcksel mit oder ohne Melasse, Produkte ohne Mineralien und Vitamine, sowie Produkte mit kompletter Mineralisierung, aufgeschlossene Strohchips und vieles mehr. Dabei unterscheiden sich die Heu-Ersatzprodukte am Markt z. B. durch Herkunft, Qualität (Sandanteil), Häcksellänge, Zubereitungsform, Fruktangehalt, Staub, Zutaten, Zusatznutzen. Mehr dazu lest Ihr hier

 Solche Heu-Ersatzprodukte sind natürlich teurer als loses Heu, denn es steht eine aufwändige Produktion (Bergung, Reinigung, Trocknung, Absackung, Vertrieb …) dahinter. Allerdings bekommt man dafür bei Markenprodukten auch eine hohe Qualität mit gesicherten Inhaltsstoffen. Da Heu-Ersatzprodukte meist nur als Teilersatz zur Aufbesserung schlechter Heu-Qualitäten gefüttert werden, relativiert sich der hohe Preis.

Woran Ihr hochwertige Heuersatz-Produkte erkennt, zeigen wir Euch im Artikel:

Preise 2019 für Heu und Stroh

Bezahlte man im Winter 2018 im Schnitt noch astronomische 18 € pro Doppelzentner (180 € pro Tonne) im Großballen, sank der Preis bis September im Bundesdurchschnitt nur auf 12,90 €/dt, anstatt wie in früheren Jahren auf etwa 10 bis 11 €/dt. Die höchsten Heupreise bezahlte man im September in Niedersachsen (14,60 bis 15 €/dt) und Brandenburg  (14,20 €/dt).  In Thüringen wurde Heu dagegen für 8,50 €/dt gehandelt und in Bayern lag der Preis im September bei 11,50 €/dt.

Auch die Strohernte und die Preise fielen regional unterschiedlich aus. Im September lag der bundesdeutsche Durchschnittspreis bei 8,50 €/dt (85 € pro Tonne) pro Großballen, bei stark unterschiedlichen 13,80 €/dt in Schleswig-Holstein und nur 5 €/dt in Thüringen oder Sachsen.
(Quelle: Agrarheute, Stand Sept. 2019)

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