„Dreharbeiten mit Pferden sind eine große Herausforderung“
Einen Kinofilm zu produzieren, ist grundsätzlich schon eine aufwendige Angelegenheit. Einen ps-starken Film fertigzustellen, hat es jedoch noch mehr in sich. Pferde stellen ein Filmteam immer vor spezielle Herausforderungen und bedeuten auch einen deutlich höheren Zeitaufwand. Dafür ist das Ergebnis umso schöner. Pferdefilme boomen und locken groß wie klein gleichermaßen vor die Leinwand. Wir waren bei den Dreharbeiten zu „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“ dabei – und haben Simon Grzesczak (Horse Master) und seinen Bruder Dennis (Horse Trainer) von Filmpferde.com interviewt.
Horse Master Simon und Horse Trainer Dennis Grszeczak von Filmpferde.com mit dem pferdischen Hauptdarsteller Djafahr.
Dennis, dein Wallach Djafahr spielt bei „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“ die Pferdehauptrolle Zuchtstute „Holly“. Wie hast du Djafahr vorbereitet?
Film- und Stuntpferde werden alle auf eine ähnliche Art und Weise auf die Situationen bei Drehs vorbereitet. Sie müssen nervenstark sein und sich schnell an neue Situationen gewöhnen. Wir verfügen mittlerweile über eine große Erfahrung und wissen, was in etwa auf die Pferde zukommt. Das wird ja auch im Vorfeld festgehalten und besprochen. Es gibt bestimmte Richtwerte. Über den Tag verteilt sind ca. 2.000 Meter Galopp pro Pferd genug. Wir arbeiten dann zuhause schon mit Filmattrappen beispielsweise, um die Pferde an die jeweiligen Filmszenen zu gewöhnen. Djafahr kennt durch Showeinsätze große Kulissen, Hektik, Lautstärke und Publikum. Bei Immenhof hatten fast alle eingesetzten Pferde schon Filmerfahrung, das ist natürlich ein großer Vorteil. Aber oftmals nehmen wir auf eigene Kosten auch noch jüngere unerfahrene Pferde mit ans Set, um sie an die Drehsituationen zu gewöhnen. Wenn es gut läuft, werden sie dann vor Ort ab und zu auch als Double in einfacheren Szenen eingesetzt. Und natürlich kommen alle Pferde ihren Eigenarten entsprechend zum Einsatz
Dennis, Hauptdarstellerin Lea Holtwick (Lou) und Djafahr (Holly) beim Shooting für das Filmplakat am Strand. (Bild: Jens Hauspurg)
Wie meinst du das?
Pony Johnny, der im Immenhof-Film Krümel heißt, trabt beispielsweise nicht gerne. Dafür ist er aber ungeheuer verfressen und damit zu sehr vielem zu bewegen (lacht).
Simon, berichte uns doch einmal aus dem Nähkästen. Was weiß man nicht von den Dreharbeiten mit Pferden?
Das Schwierigste für ein Filmpferd ist das ruhig stehen und genau so stehen bleiben. Denn beim abschließenden Filmschnitt sollte das Pferd nicht nur an der gleichen Stelle stehen, sondern bitte auch mit Hals und Kopf in der gleichen Haltung verweilen, ansonsten gibt es sogenannte Anschlussfehler. Zudem gibt es immer ein Double für die Pferde. Wenn der Tag zu anstrengend ist oder viel galoppiert werden muss. So kann man die Pferde auch einmal austauschen – und nicht jedes Pferd muss alle Tricks können.
Vertrauen zwischen Trainer und Pferd ist die Grundlage damit solche Tricks wie das Abliegen stressfrei und trotz Trubel am Set funktionieren. (Bild: Jens Hauspurg)
Pause am Set. Djafahr und Dennis stärken sich am Catering-Wagen.
Aber fällt das nicht auf, dass da dann ein anderes Pferd zum Einsatz kommt?
Dafür haben wir natürlich unsere Tricks: Die Pferde werden mit Fingerfarbe farblich angepasst, damit es eben nicht auffällt.
Wie viele Pferde waren an den Dreharbeiten zu „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“ beteiligt?
Bei der Rennszene kamen 11 Pferde aus Belgien und Frankreich zum Einsatz. Dann sind es noch unsere Pferde der Filmpferde.com-Crew. Das macht gesamt 24 Pferde plus natürlich die Pferde für die Kulisse wie z. B. die Isländer.
Wie lange seid ihr denn schon im Business?
Mit 11 Jahren hatten wir unseren ersten Stunt in einem Auto und als Double. Zudem waren wir beide schon als Kinder auf Shows und als Stuntreiter unterwegs. Unser Vater Gerd war im DDR Military-Olympia-Kader und hat dann immer mehr Shows und Stunts für Filme gemacht. Erst später kamen dann Pferde für Filme dazu. Wir haben es also quasi in die Wiege gelegt bekommen. Mit Filmpferde.com haben wir nun eine Agentur, die Pferde an Filmproduktionen vermittelt, analog einer Schauspielagentur also.