Wie schütze ich mein Pferd vor Giftpflanzen?
Auf Weiden und im Gelände wachsen zahlreiche Pflanzen, die für Pferde lebensgefährlich werden können besonders in heißen, trockenen Sommern häufen sich Vergiftungsfälle. Schon wenige Bissen von Jakobskreuzkraut, Herbstzeitlose, Bergahornsamen, Eibe oder Fingerhut können schwerwiegende Folgen bis hin zum Tod haben.
Doch welche Pflanzen sind gefährlich? Wie erkennst Du sie auf Koppel oder Reitplatz und was sind die Symptome einer Vergiftung? Wir geben Dir Antworten auf diese Fragen und Tipps zum Umgang mit dem gefährlichen Grün.
Bergahorn | Buchsbaum | Eibe | Fingerhut | Graukresse | Herbstzeitlose | Jakobskreuzkraut | Kirschlorbeer | Oleander | Robinie | Sumpfschachtelhalm | Thuja

Giftpflanzen auf der Koppel und im Gelände
„Weidemanagement“ ist das richtige Stichwort, um den Bestand an Giftpflanzen auf der Koppel so gering wie möglich zu halten.
Auf diese vier Maßnahmen solltest Du achten:
- Düngung: Die Nährstoffversorgung ist unbedingt dem Standort der Weide anzupassen.
- Mähen: Das Abmähen der Weidereste und zwei Schnitte pro Jahr drängen unerwünschte Giftpflanzen zurück.
- Nachsaat: Eine regelmäßige Nachsaat schließt außerdem Lücken in der Grasnarbe.
- Giftpflanzen entfernen: Vorhandene Giftpflanzen solltest Du von Hand ausstechen, bevor sie sich verbreiten. Achte darauf, Handschuhe und lange Kleidung zu tragen!
Saubere Weiden sind das eine – bei Zierpflanzen auf Reitanlagen oder beim Ausreiten muss jedoch immer mit Giftpflanzen gerechnet werden. Achte darauf, dass Dein Pferd sich nicht „im Vorbeigehen“ rasch einen Bissen gönnt. Zwar meiden die Tiere Giftpflanzen meist instinktiv oder werden von Geruch und Geschmack abgeschreckt – bei jungen oder hungrigen Pferden, auf abgefressenen und trockenen Weiden oder bei Ausritten kann es jedoch trotzdem passieren, dass diese probiert werden. Durch den Klimawandel können sich giftige Arten außerdem ausbreiten oder neu auftreten.
Graukresse
Die häufigsten in Deutschland vorkommenden Vergiftungsfälle treten neben der Robinie mit Graukresse (auf der Weide) auf (Drozdzewska et al., 2024).
Eine Vergiftung mit Graukresse (Berteroa incana) ist bei Pferden zwar nur mäßig giftig. Doch die Fälle häufen sich: vor allem in trockeneren Regionen, wo die Pflanze zum Teil auf mehr als der Hälfte der Pferdeweiden auftritt und auch beträchtliche Anteile am Bewuchs haben kann.
Graukresse ist sehr robust und widerstandsfähig gegen ultraviolette Strahlung. Warme und trockene Sommer begünstigen daher die Ausbreitung – sehr zum Nachteil für hitzeempfindliche Weidepflanzen. Die Jungpflanze schmeckt im Frühjahr noch nicht bitter. Graukresse bleibt auch getrocknet im Heu giftig.
Symptome: Ödeme, Magendarmreizungen und Koliken können Symptome der Vergiftung sein.
Was hilft: Weiden und Wiesen mit kontrollierter Beweidung, regelmäßiger Düngung und intensiverer Nutzung sind im Allgemeinen weniger betroffen.
Jakobskreuzkraut
Das Jakobskreuzkraut (Jacobaea vulgaris), auch Jakobsgreiskraut genannt, ist für Pferde gefährlich. Die Stängel der Pflanze sind an der Basis rötlich, ansonsten grün. Du erkennst die Pflanze an ihren in Dolden wachsenden und leuchtend gelben Blüten. Sie erreicht eine Höhe von 20 bis 130 cm. Jakobskreuzkraut ist vor allem an Wegrändern und Bahndämmen sowie auf Äckern und feuchten Wiesen anzutreffen. Es kommt aber auch auf mageren Koppeln vor. Für Dein Pferd ist das Jakobskreuzkraut vor allem bei langfristiger Aufnahme, auch in geringen Mengen, gefährlich. Auf der Koppel wird es normalerweise nicht mit abgeweidet. Die Pflanze ist jedoch äußerst heimtückisch: Sie ist auch in Heu und Silage noch giftig und wird in dieser Form von den Pferden unbemerkt mitgefressen.
Symptome: Die Symptome können z. B. Konditions- und Gewichtsverlust, Fressunlust, Kolik, Leberschädigungen, Teilnahmslosigkeit, Unruhe etc. sein. Im schlimmsten Fall tritt der Tod durch Leberversagen ein.
Was hilft: Bei der Bekämpfung des Jakobskreuzkrauts ist es wichtig, das Aussamen zu verhindern. Dafür müssen erste Einzelpflanzen frühestmöglich entfernt werden. Da das Jakobskreuzkraut zwischen Juni und September blüht, sollte im Frühsommer mit der Beseitigung begonnen werden. Eine gründliche Weidepflege, Düngung, intensivere Nutzung und Übersaat sind die beste Bekämpfung.
Robinie
Robinien (Robinia pseudoacacia) sind für Pferde sehr giftig und als Ziergehölz beliebt – da wundert es nicht, dass die häufigsten in Deutschland vorkommenden Vergiftungsfälle neben der Graukresse nach dem Verzehr von Robinien auftreten (Drozdzewska et al., 2024), sei es weil das Gehölz als Zierbaum auf dem Reitbetrieb wächst oder wild auf der Weide.
Der Baum ist trockenheitsverträglich und extrem widerstandsfähig. Ihr Gift reichern die Pflanzen vor allem in den Samen und in der Rinde an.
Symptome: Schon 70 g Rinde rufen gastrointestinale Störungen hervor, bei 100 g Rinde ist mit Störungen des Zentralnervensystems (ZNS) zu rechnen.
Was hilft: Robinien sollten nicht auf der Weide Deines Pferdes wachsen. Wir raten dir, auch das Holz gefällter Bäume zu entfernen. Auch auf dem Reitbetrieb darf Dein Pferd keinen Zugang zu Robinien haben.
Fingerhut
Der Fingerhut (Digitalis) ist eine äußerst giftige Pflanze. Bereits 25 g Trockenmasse im Heu oder 150 g frische Blätter können bei Pferden zum Tod führen. Fingerhut kommt in Bergwäldern, lichten Wäldern, Gärten sowie an sonnigen Hängen vor. Er hat glockenförmige, rote Blüten ─ Blütezeit ist im August. Die Pflanzen werden zwischen 30 und 150 cm hoch.
Symptome: Nach dem Verzehr treten Koliken, blutig-wässriger Durchfall, blutiger Urin, Benommenheit, Muskelzittern, Taumeln und beschleunigte Atmung als Symptome auf und es kann zum Tod durch Herzstillstand kommen. Auch für uns Menschen ist der Fingerhut äußerst gefährlich: Eine Dosis von zwei Blättern kann bereits zum Tod führen.
Was hilft: Da Fingerhut unter Naturschutz steht, darf er nicht einfach entfernt werden. Du kannst ihn von der Pferdeweide auf andere, nicht zur Futteraufnahme genutzte Flächen umpflanzen oder die mit Fingerhut bewachsenen Bereiche der Koppel abzäunen – allerdings ist dies bei den ohnehin nur begrenzt zur Verfügung stehenden Weideflächen meist nur schwer umzusetzen.
Bergahorn
Samen des Bergahorns (Acer pseudoplatanus) oder auch Spitz-Ahorns (Acer platanoides) enthalten die giftige Substanz Hypoglycin A. Nehmen Pferde die giftigen Samen selbst oder Sämlinge auf, können Vergiftungserscheinungen auftreten, auch Atypische Weidemyopathie genannt.
Symptome: Leitsymptom ist dabei die massive Zerstörung der Muskulatur. Der freigesetzte Muskelfarbstoff verfärbt außerdem den Harn braun. Weitere Symptome sind Anzeichen von Kolik, Schwitzen, steifer Gang oder Muskelzittern, erhöhte Atem- und Herzfrequenz, bis hin zu Festliegen und Tod, oft innerhalb von 72 Stunden. Die Pferde versuchen sogar festliegend noch bis zuletzt zu fressen. Häufig sind junge Pferde betroffen.
Was hilft: Damit Dein Pferd die giftigen Pflanzenteile nicht frisst, reicht bei Weidepferden meist das Zufüttern von Heu aus. Das verhindert bei wenig Bewuchs der Weide die Aufnahme der „kleinsten Futterreste“ und somit auch der giftigen Samen. Sicherer ist es natürlich, wenn die Bäume entfernt werden oder weit genug von der Koppel weg stehen. Ansonsten hilft nur, die Samen und Sämlinge des Bergahorns gründlich zu entfernen. Auch Wasser, in das die Samen fallen, enthält die Giftstoffe. Zudem bleiben die Ahornsamen auch in Heu und Silage toxisch. Zusätzlich zur Heu-Fütterung ist eine bedarfsgerechte Selen- und Vitamin E-Versorgung wichtig für die Pferde.
Sumpfschachtelhalm
Wie sein Name verrät, kommt der Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre) auf feuchten Wiesen und an Uferrändern vor. Man erkennt ihn an den schmalen grünen Sprossen, aus denen ─ in Etagen angeordnet ─ schmale, rundliche Blätter entspringen. Sumpfschachtelhalm sieht dem Ackerschachtelhalm sehr ähnlich, der jedoch nicht giftig ist. Im Gegenteil: Er wird sogar in der Naturheilkunde eingesetzt. Du erkennst Ackerschachtelhalm daran, dass er an anderen Standorten wächst: Er kommt überwiegend auf Äckern und Wiesen vor, ist aber auch an Feldrändern und in Rasenflächen zu finden. Im Gegensatz zum Sumpfschachtelhalm bevorzugt er also trockene Standorte.
Symptome: Der Sumpfschachtelhalm löst bei Pferden die sogenannte Taumelkrankheit aus, die sich durch starke Erregung, Zuckungen der Kopfmuskeln, Bewegungsstörungen, Muskelzittern und Lähmungen der Hinterhand äußert. Pferde mit einer Neigung zu Stoffwechselstörungen sind besonders anfällig. Die Pflanze hat auch in Heu und Silage eine stark toxische Wirkung.
Eibe
Die Eibe (Taxus) ist eine weitere Pflanze, die für Dein Pferd extrem giftig ist. Auch für Menschen ist sie gefährlich. Die schwarzen, giftigen Samen des immergrünen Nadelbaums sind von einem roten Samenmantel umgeben. Die in Europa heimische Variante trägt den lateinischen Namen „Taxus baccata“.
Symptome: Bei Pferden kann schon die Aufnahme von geringen Mengen (100 bis 200 g Nadeln) innerhalb weniger Minuten zum Tod führen. Eine Vergiftung kann Koliken, Zittern, Krämpfe und vermehrten Speichelfluss verursachen. Bei der Eibe sind aber nicht nur die Nadeln giftig, auch die Samen, das Holz und die Rinde beinhalten den Giftstoff Taxin. Beim Menschen kann allein schon das Einatmen der Pollen ein starkes Schwindelgefühl auslösen.
Was hilft: Eiben haben auf der Weide und im Reitbetrieb nichts zu suchen. Auch bei abgeschnittenen Eiben-Ästen ist größte Vorsicht geboten, denn diese sind immer noch sehr giftig. Sie dürfen keinesfalls auf Weiden entsorgt werden!
Buchsbaum
Man findet ihn oft in Gärten, Parkanlagen oder als Turnierdekoration – gerne kunstvoll zurechtgeschnitten. Dabei ist der Buchsbaum (Buxus) stark giftig! Schon das Fressen von 700 bis 900 g Blättern kann für ein ausgewachsenes Pferd tödlich enden.
Symptome: Eine Vergiftung äußert sich durch Kolik, starken Durchfall, Bewegungsstörungen, Krämpfe oder Lähmungserscheinungen. Der Tod tritt durch Herz- und Atemlähmungen ein.
Was hilft: Wie auch bei der Eibe gilt für den Buchs: Risiko vermeiden und Buchs nicht auf dem Betrieb verwenden. Besondere Vorsicht ist in der Nähe von Gärten und in Parks geboten, Buchs wird hier gerne als Beetbegrenzung eingesetzt.
Thuja
Thuja, auch Lebensbaum genannt, wird wie der Buchsbaum bei Turnieren gerne als Dekoration verwendet. Die Blätter sind in einer geschuppten Form angeordnet und mit hellen bzw. dunklen Grüntönen versehen. Allerdings weist auch diese immergrüne Pflanze einen sehr hohen Toxizitätsgrad auf.
Symptome: Thuja ist für trächtige Stuten besonders gefährlich, da eine Vergiftung Uteruskrämpfe im letzten Drittel der Trächtigkeit auslösen kann. Weitere Anzeichen einer Vergiftung sind Speicheln, Koliken, Durchfall und Krämpfe. Eine Dosis von mehr als 500 g Thuja kann bereits eine Atemlähmung auslösen und zum Tod führen.
Was hilft: Genau wie beim Buchsbaum sollte Thuja nicht zur Turnierdekoration oder als Hecke angepflanzt werden. Besondere Vorsicht ist auch rund um Privatgärten, Parks oder Friedhöfen geboten.
Kirschlorbeer
Auch der beliebte Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) ist für Dein Pferd lebensgefährlich. Werden 0,5 bis 1 kg Blätter auf einmal gefressen, kann das zum Tod führen. Neben den Blättern sind auch die Früchte stark giftig. Die auch Lorbeerkirsche genannte Pflanze entwickelt im Frühling cremeweiße, kerzenartige, aufrechte Blütenstände, aus denen bis August kleine, schwarze Trauben entstehen. Durch das Kauen der Pflanze wird im Magen Blausäure freigesetzt.
Symptome: Eine Vergiftung äußert sich z. B. durch vermehrten Speichelfluss, beschleunigte Atmung sowie erst hellrot und dann bläulich verfärbte Schleimhäute. Im Extremfall führt eine Aufnahme der Giftpflanze innerhalb von Sekunden zum Tod.
Was hilft: Da der Kirschlorbeer hierzulande häufig als Zierstrauch in Gärten und Parkanlagen verwendet wird, ist vor allem beim Ausreiten Vorsicht geboten.
Herbstzeitlose
Die schöne Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) gilt als giftigste Graslandpflanze und ist häufig auf artenreichen, extensiv genutzten und feuchten Wiesen zu finden. 1.200 g der frischen Pflanze gelten als tödlich. Auch in Silage und Heu bleiben die Pflanzenteile giftig.
Symptome: Immer wieder kommt es zu Vergiftungen, die zu Schleimhautentzündungen, Koliken, blutigem Durchfall und später auch zu Muskellähmungen, Atemstillstand und Tod führen können.
Was hilft: Zur Bekämpfung eignen sich das Ausstechen von Einzelpflanzen Anfang Mai oder bei intensivem Vorkommen Schröpfschnitte oder trittintensive Beweidung im April, z. B. durch Schafe.
Giftpflanzen & Lebergesundheit – eine unterschätzte Gefahr
Schon in kleinen Mengen schädigen sie die Entgiftungszentrale – die Leber – langfristig. Neugierig, wie man lebersensible Tiere optimal füttert und schützt? Lies weiter in unserem Beitrag "Leberkranke Pferde füttern" und erfahre, wie du mit spezieller Ration, hochwertigem Raufutter und einem bewussten Giftpflanzen-Management die Lebergesundheit Deines Pferdes nachhaltig unterstützen kannst