Wie füttere ich Zuchtstuten? Eiweiß
- Vor dem Decken
- Ab dem 8. Monat
- Die Laktationsspitze
Ein neues Lebewesen wächst heran. Wie bei uns Menschen ist dies auch bei Pferden ein hochkomplexer, kräftezehrender Vorgang. Der Körper benötigt jetzt mehr Nährstoffe, zum Teil in einer veränderten Zusammensetzung. Eine optimale Zufuhr aller benötigten „Bau- und Botenstoffe“ kann die Gesundheit der Zuchtstute und die Entwicklung des Fohlens in diesen Wochen effektiv unterstützen.
Vor dem Decken
Sobald feststeht, dass eine Stute gedeckt wird, sollte die Ernährung entsprechend angepasst werden, damit sie optimal aufnehmen kann. Denn das Köpergewicht, die Beta-Carotin- und die Aminosäureversorgung beeinflussen die Funktion der Eierstöcke und das Rosseverhalten. Eine langfristige Planung macht also Sinn, falls die Stute Unter- oder Übergewicht hat. Das Normalgewicht sollte deutlich vor dem geplanten Decktermin erreicht werden.
Etwa zwei Wochen vor dem Decktermin wird die Fütterung umgestellt, denn die Stute benötigt nun etwa 20 Prozent mehr Energie als zuvor. Zur besseren Beta-Carotin- und Aminosäureversorgung empfiehlt es sich außerdem, vor dem Decken bis zur sechsten bis achten Trächtigkeitswoche spezielles Zuchtfutter zu geben. Danach kann langsam wieder auf die übliche Futterration umgestellt werden, denn in den ersten Trächtigkeitswochen ist zunächst keine besondere Fütterung nötig.
Ab dem 8. Monat
Im letzten Drittel der Trächtigkeit legt das Fohlen circa 70 Prozent seines späteren Geburtsgewichts an. Außerdem bereitet sich der Körper der Stute auf die bevorstehende Laktation vor, also darauf, das Fohlen zu säugen. Dafür benötigen beide mehr Energie und hochwertiges Eiweiß.
In dieser Phase, der Hochträchtigkeit, steigt der Energiebedarf der Stute um circa 30 Prozent an. Dieses Plus an Energie kann nicht einfach durch mehr Futter ausgeglichen werden, denn durch das Wachstum des Fohlens wird es eng im Bauchraum der Stute. Sie kann schlicht keine größeren Futtermengen mehr aufnehmen. Spezielles Zuchtfutter, zum Beispiel marstall Zuchtmüsli, ist daher energiereicher, es enthält mehr Nährstoffe pro Kilogramm Trockenmasse.
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Die Stute hat zu diesem Zeitpunkt außerdem einen erhöhten Bedarf an Eiweiß, besonders an dünndarmverdaulichem Rohprotein. Dieser Bedarf steigt bis Ende der Trächtigkeit um das circa 1,8-Fache an. Im letzten Trächtigkeitsmonat liegt das Verhältnis von verdaulichem Protein zu verdaulicher Energie bei circa 6,5:1. Gut zu wissen: Protein ist nicht gleich Protein – es kommt auf die Zusammensetzung der Aminosäuren an. Trächtige und laktierende (milchgebende) Stuten haben zum Beispiel einen deutlich erhöhten Bedarf an der Aminosäure Lysin. Sie benötigen jetzt die vierfache Menge davon! Um den enormen Bedarf an essenziellen Aminosäuren zu decken, ist es zunächst wichtig, der Stute feines, junges Heu vom frühen ersten oder zweiten Schnitt zu füttern oder noch besser, sie auf die Weide zu lassen. Das Protein ist im Gras oder in feinem Heu noch nicht so stark verholzt und daher verstärkt dünndarmverdaulich. Eine zusätzliche Zufuhr dünndarmverdaulicher Aminosäuren über ein hochwertiges Stutenfutter ist bei Stallfütterung unbedingt zu empfehlen.
Hier findet Ihr einen weiteren Artikel über die Fütterung von Zuchtstuten:
Die Laktationsspitze
Viele Züchter glauben noch immer, dass die Zeit der höchsten Milchproduktion, also die Laktationsspitze, eintritt, wenn das Fohlen etwa drei Monate alt ist. Aktuelle Untersuchungen zeigen allerdings, dass dies bereits am Ende des ersten Lebensmonats des Fohlens der Fall ist. Zu diesem Zeitpunkt benötigt die Stute also die höchste Zufuhr an Energie und Proteinen. Dies macht auch aus einem weiteren Grund Sinn, denn das Kleine kann jetzt außer der Stutenmilch noch kaum andere Nahrung aufnehmen. Der Energie- und Aminosäurengehalt der Milch ist daher absolut ausschlaggebend für ein gesundes, kräftiges Wachstum des Fohlens.