Was taugen Futter-Trends?

Getreidefrei, melassefrei, eiweißreich

Diese Frage beschäftigt viele Pferdebesitzer, da sich die getreidefreie Fütterung von der medizinischen Notwendigkeit bei einzelnen Krankheiten mittlerweile zu einer Art Trend entwickelt hat. Doch ist Getreide nun gut oder schlecht für unsere Pferde? Und was haben die weiteren Trends „zucker-/melassefrei“ und „Aminosäuren“ mit getreidefreier Fütterung zu tun?

  • Macht Getreide Pferde krank?
  • Getreidefrei – welche Gründe gibt es?
  • Gilt „Melasse = Zucker“?
  • Proteine in getreidefreien Rationen
  • Fazit
Pferd frisst Hafer

Macht Getreide Pferde krank?

Getreide, vor allem Hafer, ist das traditionelle Futter für unsere Pferde und im Normalfall bestens verträglich. Auch Gerste und Mais können unsere Pferde optimal verdauen, sofern diese vorher z. B. durch hydrothermischen Aufschluss der Stärke verarbeitet wurden. Werden bei der Fütterung die Empfehlungen der GfE 2014 für die Zufuhr an Stärke in Bezug zur Leistung des Pferdes eingehalten, ist Getreide nach wie vor eine gesunde Energiequelle. Getreide macht also nicht per se krank.

Getreidefrei – welche Gründe gibt es?

Liegt allerdings ein Missverhältnis zwischen Energieverbrauch und Futtermenge vor und/oder hat das Pferd eine Stoffwechselerkrankung, sollte auf Getreide verzichtet werden. Ursache für Erkrankungen wie Insulinresistenz, Fütterungsrehe, EMS (Equines Metabolisches Syndrom), PSSM (Polysaccharid-Speicher-Myopathie) oder ECS (Equines Cushing Syndrom) ist ─ neben genetischen Faktoren und dem Alter des Pferdes ─ vor allem ein zu hoher Body Condition Score (BCS). Spielt man also mit dem Gedanken, sein Pferd getreidefrei zu ernähren, sollte man sich immer genau überlegen, ob es einen konkreten Grund dafür gibt. Ist das der Fall, sollte auf eine getreidefreie Fütterung umgestiegen werden. Ansonsten ist gegen Getreide nichts einzuwenden.

Gilt „Melasse = Zucker“?

Wie die getreidefreie liegt auch die melassefreie Fütterung im Trend, doch auch hier sollten wir uns fragen, warum uns ein Verzicht auf Melasse im Futter wichtig ist. Melasse wird oft gleichgesetzt mit Zucker. Natürlich enthält Melasse Zucker, allerdings nur noch einen geringen Teil, da der Kristallzucker weitgehend herausgelöst ist. Außerdem bringt Melasse Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe mit in die Futterration, hat z. B. zum Binden von Staub ihre Daseinsberechtigung und ist natürlich auch Geschmacksträger. Viele Gründe also, um die Melasse nicht per se zu verteufeln.

Wenn man sein Pferd zuckerarm ernähren möchte, gilt es außerdem, den Stärkegehalt des Futters zu berücksichtigen, denn Stärke wird vom Pferdeorganismus auch in Zucker verstoffwechselt. Zucker jeglicher Art sollte natürlich in Maßen und im Verhältnis zur Arbeit des Pferdes gefüttert werden. Vorsicht ist auch hier bei Pferden mit Insulinresistenz, EMS oder Cushing geboten, da sie auf stark zuckerhaltiges Gras oder stärke-/zuckerreiche Getreidekraftfutter schnell mit Hufrehe-Schüben reagieren.

Proteine in getreidefreien Rationen

Bei jeder getreidefreien Ration ist es übrigens wichtig, auf ausreichend leicht verdauliche Proteine zu achten – womit wir beim Futtertrend Nummer drei sind. Das Gerücht, dass Hufrehe durch Eiweiß hervorgerufen wird, hält sich immer noch hartnäckig, obwohl die Wissenschaft dies inzwischen verneint. Neben Überbelastungen und Blut- oder Darmvergiftungen sind meist Zuckerstoffe Auslöser für Hufrehe-Schübe.

Proteine bzw. deren Bausteine Aminosäuren sind lebenswichtig und ein Mangel äußert sich u. a. schnell in einer schlechten Muskulatur trotz ausreichend Training. Vor allem die essentiellen Aminosäuren Lysin, Methionin und Threonin müssen komplett über das Futter aufgenommen werden. Ihnen kommt besondere Bedeutung zu, da ohne sie auch die anderen essentiellen Aminosäuren nicht verstoffwechselt werden können.

Um den Stoffwechsel der Pferde jedoch nicht unnötig mit nicht verwertbarem Protein zu belasten, sollte man in Bezug auf Proteine/Aminosäuren immer auf den Gehalt an dünndarm-verdaulichem (pcv) Rohprotein statt auf das Gesamtprotein achten. Pferde können nur im Dünndarm Aminosäuren aufnehmen. Alle anderen wandern ungenutzt in den Dickdarm und müssen dort aufwendig verstoffwechselt werden.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die drei Trends „getreidefreie, zuckerfreie und proteinreiche Fütterung“, die wir bei marstall in unserer Futterberatung feststellen, nicht isoliert zu betrachten sind. Daher erkundigen wir uns in den Gesprächen immer konkret nach Gründen wie medizinischer Notwendigkeit, Fütterungszustand und Training, um eine für Ihr Pferd passende Ration zusammenzustellen.

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