Wie erkenne ich Leberprobleme bei meinem Pferd?
Die Leber ist das wichtigste Stoffwechselorgan Deines Pferdes. Wir von marstall zeigen Dir, welche Leberprobleme beim Pferd auftreten können und entlarven Übeltäter im Stall und auf der Weide.Für Lebererkrankungen beim Menschen haben Ärzte meist schnell eine simple Erklärung parat: So schädigt Alkohol das Organ und bei extremem Übergewicht bekommen wir eine Fettleber. Beim Pferd spielen vor allem Giftstoffe eine wichtige Rolle bei der Schädigung der Leber. Um zu verstehen, warum die Leber so wichtig und auch so gefährdet ist, widmen wir uns zuerst der Frage: Wofür brauchen wir die Leber überhaupt?
Die wichtigsten Aufgaben der Leber
Wir geben Dir einen kurzen Überblick über die wichtigsten Aufgaben der Leber im Körper Deines Pferdes:
- Beteiligung am Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel sowie Wasser- und Hormonhaushalt
- Auf- und Abbau lebenswichtiger Eiweiße
- Aufbau von Harnstoff zur Entsorgung überflüssiger, unbrauchbarer Eiweiße
- Produktion von Galle (nötig zur Fettverdauung)
- Speicherung von Vitaminen und Spurenelementen, Blutspeicher, Glykogenspeicher
- Entgiftung: Abbau und Ausscheiden von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen
Was schont die Leber, was belastet?
Ob die Leber Deines Pferdes gesund bleibt, hängt in erster Linie von der Fütterung ab. Die Basics einer leberschonenden Fütterung sind:
- Bedarfsgerechte Energiezuteilung
- gute Heuqualität
- hochwertiges Eiweiß, keine Überversorgung
- wenn Getreide, dann hydrothermisch aufgeschlossene Flocken
Was die Leber belastet, sind schadstoffhaltige Futtermittel (siehe Giftstoffe), Silagen und andere fermentierte proteinhaltige Futtermittel (enthalten biogene Amine wie Histamin). Auch die Überversorgung mit Energie (v. a. Getreide), Vitaminen, Spurenelementen und minderwertigem Eiweiß ist zwar gut gemeint, jedoch mitunter nicht hilfreich.

Übeltäter Giftstoffe
Besonders schwierig für die Leber und damit belastend sind Giftstoffe – allen voran Schimmel und dazugehörige Mykotoxine in Heu, Stroh und Hafer sowie Giftstoffe in Pflanzen wie dem Jakobskreuzkraut oder der Herbstzeitlose.
Daher solltest Du besonders darauf achten, dass Raufutter und Hafer frei von Schimmel und Giftpflanzen sind. Auch Lagerung und Fütterungshygiene spielen eine wichtige Rolle. (Rau-)Futter, das bei der Lagerung oder in der Raufe nass oder feucht geregnet wird, kann nach ein paar Tagen schimmeln. Auch ein chronischer Vitamin-E-Mangel schädigt die Leber.
Mehr zum Thema Giftpflanzen findest Du im Fachartikel „Wie schütze ich mein Pferd vor Giftpflanzen?“ die 10 wichtigsten Giftpflanzen mit Beschreibung, Symptomen einer Vergiftung und Möglichkeiten der Bekämpfung.
Tränkwasser, Hygiene und Entwurmung
Auch im Stall und auf der Weide lässt sich einiges für die Lebergesundheit Deines Pferdes tun:
Zu viel Eisen im Tränkwasser kann beispielsweise Leberprobleme verursachen und sollte daher im Blick behalten werden. Zudem müssen neben den Futtereimern und -trögen auch die Tränkebecken sauber sein. Verschmutzte Bottiche, Wannen, Vogel- oder Nagerkot an Tränken oder generell keimbelastetes Tränkwasser können zum Problem werden.
Vor allem wenn die Pferdeweiden in Feuchtgebieten liegen, sollte gegen Leberegel entwurmt werden. Die beste Entwurmungsstrategie hängt vom Alter der Tiere, von der Herdenzusammensetzung (häufige Wechsel) oder auch vom Management (Absammeln von Pferdeäpfeln) ab. Die Entwurmung nach vorheriger Kotuntersuchung kann Resistenzen und auch übermäßiger Leberbelastung vorbeugen.
Allgemein können auch Tierarztbehandlungen bzw. Medikamente die Leberwerte beeinflussen.
Erhöhte Leberwerte
Erhöhte Leberenzymwerte (z. B. GLDH, GGT, AST) werden häufig „zufällig“ durch eine Routine-Blutuntersuchung entdeckt. Dabei sind die Pferde oft leistungsfähig, gesund und klinisch unauffällig. Die möglichen Ursachen für erhöhte Enzymaktivität sind vielfältig.
Neben ernsthaften Lebererkrankungen und -schädigungen sowie konkreten Problemen kommen auch harmlose Faktoren in Frage: Die Leberenzymaktivität gesunder Pferde – zumindest von AST, GGT und GLDH – unterliegt jahreszeitlichen Schwankungen (Gabe et al., 2018). Das heißt, bei diesen Leberparametern sind die Enzyme im Spätsommer und/oder frühen Herbst erhöht.
Leicht erhöhte Leberenzym-Aktivität tritt auch auf, wenn die Leber erhöhte Stoffwechselarbeit geleistet hat, z. B. nach intensivem Training oder einer Kolik. Bei schlechten Leberwerten und auffälligem Allgemeinzustand müssen die genannten Einflussfaktoren überprüft und eine schonende Ration gefüttert werden.
Ist die Leber ernsthaft geschädigt, sind ihre Funktionen eingeschränkt. Neben der angepassten Nährstoffzufuhr sollte dann alles vermieden werden, was die Leber zusätzlich belastet.
Störungen der Leber früh erkennen
Da die Leber eigentlich ein eher robustes Organ ist und sich regenerieren kann, werden Schädigungen erst sichtbar, wenn sie bereits fortgeschritten sind. Warnsignale für einen Leberschaden können sein:
- Lethargie, häufiges Gähnen, Flehmen (Magengeschwür abklären)
- Appetitmangel, Gewichtsverlust oder schlechte Gewichtszunahme
- Leistungsabfall oder schlechter Konditionsaufbau
- Immunschwäche
Diese Symptome können allerdings auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Mach Dir deshalb stets ein Gesamtbild vom Zustand Deines Pferdes und ziehe einen Tierarzt zurate.
Achtung: Diese Informationen ersetzen in keinem Fall den Rat eines Tierarztes oder dessen Behandlung! Literaturhinweise auf Anfrage.
Mehr zum Thema „Leberschonende Fütterung“ findest Du im Fachartikel „Wie füttere ich mein leberkrankes Pferd?“ die wichtigsten Tipps für eine leberschonende Fütterung.
Mehr zum Thema „Futterration“ findest Du im Fachartikel „Futterration bei Leberproblemen“